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Blog-Artikel

Generationen-Clash im Arbeitsleben

Warum herkömmliche Führungsansätze an ihre Grenzen stoßen und wie Sie mit Gen Z erfolgreich zusammenarbeiten

Johannes Josnik | Generationen-Clash im Arbeitsleben
Johannes Josnik | Generationen-Clash im Arbeitsleben

Themen in diesem Artikel

In der heutigen schnelllebigen und zunehmend vielfältiger werdenden Arbeitswelt treffen mehr Generationen aufeinander als je zuvor. Dabei prallen die verschiedenen Wertevorstellungen, Erwartungen und Ansprüche von Baby Boomern, Generation Z und allen Generationen dazwischen aufeinander und führen mitunter zu Konflikten. Moderne Führungskräfte navigieren dabei zwischen den verschiedenen Generationen und sind in der Lage, sowohl aktuelle Herausforderungen des Generationenkonflikts zu lösen als auch die Potenziale in der Zusammenarbeit der Generationen zu heben.

Baby Boomer und Generation X, Y und Z – das sind alle aktuell am Arbeitsmarkt präsenten Generationen, mit der kurz vor der Verrentung stehenden Baby Boomer-Generation und der sie ersetzenden nachrückenden Generation Z. Die Baby Boomer-Generation umfasst dabei alle zwischen 1948 und 1963 Geborenen und die Gen X alle, die zwischen 1964 und 1977 das Licht der Welt erblickten, während die Generation Y und Z alle zwischen 1978 und 1992, beziehungsweise 1993 bis 2007 Geborenen umfasst.  
 
Jede Generation wurde dabei durch unterschiedliche Einflüsse geprägt und hat in der Folge individuelle Wertevorstellungen entwickelt. Diese Wertevorstellungen verändern sich dabei im Laufe der Jahre und variieren teilweise erheblich zwischen den Generationen. Bei direkten Begegnungen und in der Zusammenarbeit der verschiedenen Generationen können diese Unterschiede in den Wertevorstellungen zu Konflikten führen. Derartige Generationenkonflikte gab es schon immer: eine Rebellion der Jungen gegen die Alten – gegen ihre Politik, ihren Lebensstil und ihre Werte. Je größer der Abstand der Generationen nun ist, desto größer sind typischerweise auch die Unterschiede. Während Mitglieder der Gen Y und der Gen Z bei vielen Themen noch auf einen Nenner kommen können, so lassen sich in den Werten von Baby Boomern und Gen Z erheblich weniger Überschneidungen finden.
 
Auch vor der Arbeitswelt machen diese Konflikte keinen Halt: Die Baby Boomer-Generation legt einen hohen Wert auf Status und Prestige, die sie sich durch harte Arbeit verdienen wollen. Im Gegensatz dazu legt die Gen Z großen Wert auf eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben und strebt nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Diese unterschiedlichen Ansprüche als Führungskraft unter einen Hut zu bringen und den Generationen-Clash unter Kontrolle zu bringen, kann herausfordernd sein. Besonders die Gen Z, welche teils vollkommen neue Forderungen an ihre Arbeit und ihr Leben stellt, treibt hier so manche Führungskraft aus einer älteren Generation in den Wahnsinn. Klassische Führungsansätze kommen hierbei schnell an ihre Grenzen – es wird Zeit für ein neues Führungsverständnis. Die folgenden fünf Prinzipien generationsübergreifender Führung liefern dabei eine Grundlage für die erfolgreiche Führung multigenerationaler Teams. 

Prinzip I: Die Unterschiede verstehen

Das Fundament, auf dem eine starke generationsübergreifende Führung basiert, ist der Aufbau eines grundlegendes Verständnis über die verschiedenen Generationen und ihren Werten und Ansprüchen an Arbeit und Leben. Dabei unterstützt besonders die Einrichtung von Mentoring und  Reverse Mentoring-Programmen, bei denen sich erfahrene und jüngere Mitarbeiter gegenseitig coachen. So können die Generationen voneinander lernen und Unterschiede besser verstehen. Ergänzend dazu kann die Implementierung eines anonymen Mitarbeiterfeedbacksystems Führungskräften dabei helfen, ein besseres Verständnis über die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeitenden aus den verschiedenen Generationen aufzubauen und entsprechende Maßnahmen zur Unterstützung zu ergreifen. Wurde ein erstes Verständnis für vorherrschende Generationenunterschiede aufgebaut, so helfen Schulungen und Workshops dabei, das erlernte Wissen zu verbessern und richtig zu interpretieren. Diese können dabei sowohl für die Führungskraft selbst sein, um entsprechende Maßnahmen abzuleiten oder für ihre Mitarbeitenden, um zu erlernen, wie sie besser aufeinander eingehen können. Beide Optionen unterstützen den Umgang im Team dabei gleichermaßen, wenn auch an anderer Stelle.  

Prinzip II: Flexibel und anpassungsfähig werden

Aufbauend auf dem zuvor gewonnene Generationenverständnis ist die Einführung eines flexiblen und anpassungsfähigen Führungsstils essenziell, um die Bedürfnisse aller Generationen zu erfüllen. Dabei geht es hier weniger um die stumpfe Implementierung starrer Konzepte, die oberflächlich zu den Anforderungen der Generationen passen. Vielmehr erfordert generationsübergreifende Führung die Fähigkeit zur Kompromissfindung und dem dynamischen Navigieren zwischen verschiedensten Anforderungen, ohne den Blick für das große Ganze zu verlieren. Helfen können hier die Einführung flexibler Arbeitsmodelle auf freiwilliger Basis oder die Einführung agiler Projektmanagement-Methodiken, um durch iterative Planung, kontinuierliches Feedback und kurze Entwicklungszyklen flexibel auf neue Anforderungen, getrieben durch den Wandel der Generationen, reagieren zu können. Ebenso können Führungskräfte sich hier die Digitalisierung zunutze machen. In einer immer digitaler werdenden Welt spricht die Digitalisierung der Arbeitsumgebung nicht nur die Digital Natives der Gen Z an, sondern verspricht auch allgemeine Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen für Unternehmen.  

Prinzip III: Klar kommunizieren

Neben unterschiedlichen Wertevorstellungen zeichnen sich die verschiedenen Generationen durch Unterschiede in ihrer Kommunikation aus. Während Baby Boomer tendenziell eine persönliche Kommunikation auf analogem Wege bevorzugen, präferieren Mitglieder der Gen Z die spontane, gerne auch einmal unpersönliche Kommunikation über digitale Formate wie Direktnachrichten. Um als Führungskraft alle Generationen gleichermaßen zu erreichen, ist es daher wichtig, eine mehrkanalige Kommunikation zu betreiben. Ein situativ auf das jeweilige Gegenüber und entsprechende Generationspräferenzen angepasster Kommunikationsstil unterstützt dabei. So fühlen sich Mitglieder der Gen Z mit einem lockeren bis spielerischen Kommunikationsstil am meisten angesprochen, während Baby Boomer eine formellere Kommunikation bevorzugen. Eine klare und einfache Sprache kommt dabei allen Beteiligten gleichermaßen zugute.  

Prinzip IV: Gemeinsame Ziele und Werte entwickeln

Um das meiste aus generationsübergreifenden Teams herauszuholen, sollten Führungskräfte ein Umfeld schaffen, in dem sich alle Generationen gleichermaßen mit dem Unternehmen identifizieren können. Durch die Einbeziehung der unterschiedlichen Generationen in die Entwicklung von Zielen kann so etwa sichergestellt werden, dass alle Perspektiven gehört und berücksichtigt werden. In der Folge entsteht so ein gemeinsames Zielbild, bei dem niemand übergangen wird. Und selbst wenn hier nicht alle Einzelperspektiven berücksichtigt werden können, so kann aus der gemeinsamen Diskussion doch wenigstens ein Kompromiss entstehen, den alle Beteiligten nachvollziehen können. Ebenso wichtig bei der Zielentwicklung ist es, stets Neues zuzulassen. Besonders die Inputs der jüngeren Generationen erlauben es hier, bei aktuellen Themen Schritt zu halten. Ein gemeinsames Zielbild unter Berücksichtigung diverser Perspektiven ist bei erfolgreicher generationsübergreifender Führung jedoch nur die halbe Miete. Ist ein Zielbild erst einmal entwickelt und eingeführt, so muss dieses kontinuierlich überprüft und angepasst werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Bedürfnisse nachrückender Generationen angemessen erfüllt werden und nicht an einem obsoleten Zielbild festgehalten wird, welches für ein Team mit einem vollständig anderen Generationenverhältnis entwickelt wurde.  

Prinzip V: Individuelles Feedback geben und Anerkennung zeigen

Feedback schafft Vertrauen. Während die unterschiedlichen Generationen zwar verschiedene Präferenzen bei der Art der Feedbackvergabe haben, so trifft diese These doch auf alle Generationen zu. Gute Führungskräfte motivieren und unterstützen ihre Mitarbeiter mit Hilfe von Feedback. Wichtig ist dabei die Rücksichtnahme auf Generationenunterschiede bezüglich der Feedbackkultur. Baby Boomer benötigen eher wenig bis kein Feedback und legen Wert auf das Vertrauen der Führungskraft. Die Gen Z hingegen legt großen Wert auf Feedback, für sie zeigt gutes Feedback Wertschätzung während schlechtes motiviert. Führungskräfte sollten bei der Vergabe von Feedback außerdem die individuellen Fähigkeiten der Generationen berücksichtigen. So mögen Baby Boomer zwar von Mitgliedern der Gen Z bei Digitalthemen abgehängt werden, diese Schwächen können sie dafür möglicherweise durch ihre jahrzehntelange Berufserfahrung an anderer Stelle wieder gut machen. Herausragende Führungskräfte zeigen deshalb Wertschatzung für das Wissen und die individuellen Fähigkeiten, die jede Generation mitbringt. Durch das ergänzende Anbieten individueller Weiterbildungsmaßnahmen kann sich zudem jede Generation weiterentwickeln und an ihren Schwächen arbeiten.

Fazit

Es ist nicht immer einfach, alle am täglichen Arbeitsleben beteiligten Generationen erfolgreich zu vereinen. Besonders das Aufeinandertreffen von Baby Boomern und Gen Z stellt Führungskräfte dabei vor Herausforderungen. Um diese erfolgreich zu meistern und die Chancen generationsübergreifender Teams wahrzunehmen, hilft es deshalb, sich an den fünf Grundprinzipien generationsübergreifender Führung zu orientieren und ein neues Führungsverständnis zu entwickeln.  

Generationsübergreifende Führung bedeutet dabei nicht, alle Generationen innerhalb des Teams gleichzuschalten und auf eine Stufe zu stellen. Stattdessen sollte die Vielfalt der Generationen anerkannt werden und die individuellen Charakteristika jeder Generation genutzt werden. Denn nur so können durch diverse Inputs kreative und zukunftsfähige Problemlösungen entwickelt werden. Um dabei jedes beteiligte Teammitglied zu Höchstleistungen zu animieren, ist es essenziell, auf die individuellen, generationsgeprägten Unterschiede und Bedürfnisse einzugehen – ein „one-fits-all“ Konzept ist hier fehl am Platz.  

Bei allen Ratschlägen und Empfehlungen könnte man nun meinen, Führungskräfte, die erfolgreich generationsübergreifend führen wollen, müssten ihren individuellen Führungsstil zugunsten eines idealen Führungsstils über Bord werden. Dem ist jedoch nicht so. Generationsübergreifendes Führen bedeutet keine Aufgabe, sondern vielmehr eine flexible Anpassung des eigenen Führungsstils an die individuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse des Teams. 

Autor

Johannes Josnik

Geschäftsführender Gesellschafter
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