Wir lassen nicht locker Interview mit Moritz Weissman

Moritz, Du bist seit 2016 geschäftsführender Gesellschafter von Weissman & Cie. und führst das Unternehmen in zweiter Generation. Du brennst für Familienunternehmen und kennst die Herausforderungen im deutschen Mittelstand beruflich wie privat aus erster Hand. War die Übernahme des eigenen Familienunternehmens von Anfang an eine Option für Dich oder hattest Du ursprünglich andere Pläne?

Nach dem Hochschulabschluss war ich neben Weissman unter anderem in einem Start-up aktiv. Mit Design Offices waren wir unserer Zeit weit voraus. Die Idee entstand vor zehn Jahren, als die wenigsten über Co-Working oder New Work nachgedacht haben. Ich fand es sehr spannend, diese Gründungsphase mit zu erleben. Dabei habe ich aber auch die Schattenseite des Unternehmertums kennengelernt und mir die Frage gestellt, ob ich überhaupt als Unternehmer tätig sein möchte. Zudem hatte ich damals auch ein Angebot für eine Position als Vorstandsassistenz in den USA. Ich habe mich jedoch dagegen entschieden, da ich damals Weissman nicht verlassen wollte. Es gab aber keinen klaren Plan, dass ich die Nachfolge übernehme. Durch einen Wechsel in der Geschäftsführung ergab sich die Möglichkeit für mich, hier aktiv zu werden. Ich hatte seinerzeit, mit Ende 20, auch das Gefühl, ich muss meinen Vater unterstützen.

Wie hast Du Dich auf die Nachfolge vorbereitet?

Es war keine Nachfolge am Reißbrett. Es war für mich auch keinesfalls klar, wie lange ich bleiben würde, oder ob ich möglicherweise im nächsten Jahr das Unternehmen auch schon wieder verlassen werde. Es war immer sehr lose formuliert. Nach drei Jahren bei Weissman bin ich dann auf meinen Vater zugegangen und habe ihm gesagt, dass ich unsere Kunden und die Aufgabe sehr reizvoll finde, wir aber meiner Meinung nach unternehmerisch ein paar Dinge anders machen müssen. So hatten sich die Anforderungen und Fragen unserer Kunden im Laufe der Zeit stark gewandelt und werden sich weiter wandeln – und dafür brauchen wir m.E. neue Kompetenzen und andere Mitarbeiter. Für meinen Vater war das in Ordnung, sodass wir dann den Generationenübergang aktiv angegangen sind und ich die Position als geschäftsführender Gesellschafter angenommen habe. Auch wenn mein Vater nicht mehr die operative Leitung der Firma hat, so ist er dennoch nach wie vor aktiv, v.a. bei unseren langjährigen Kunden. Wir telefonieren also fast täglich und haben einen sehr engen Austausch. Dieser Freiraum, eigene Entscheidungen zu treffen, kombiniert mit der Erfahrung meines Vaters und unserem positiven Verhältnis, ist bei uns der Schlüssel zur gelungenen Nachfolge.

Arnold Weissman hat das Unternehmen vor über 30 Jahren gegründet. Wie haben sich die Rahmenbedingungen verändert und was machst Du anders als Dein Vater?

Gerade Beratung für Familienunternehmen hat sich in den letzten Jahren stark verändert: weniger schematisch und weniger geprägt von Experten-Wissen und Methoden, hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Unternehmens und in einem größeren Kontext, der natürlich auch die Situation der Unternehmerfamilie beinhaltet. Wir versuchen also zu verstehen, was die Ziele des Unternehmers sind und was damit verknüpft ist. Um dies zu erreichen, braucht es aus meiner Sicht eine andere Art von Beratern. Berater, mit einer anderen Haltung, die Probleme anders angehen und interdisziplinär arbeiten. Daher habe ich in den letzten Jahren viel ins Team investiert, neue bzw. andere Leute geholt und die Teamkultur gestärkt. Statt dem Pioniertum nach dem Motto „ich gehe voran und alle anderen hinterher“, wie es mein Vater gelebt hat, versuche ich es umzudrehen. Ich versuche möglichst viele Mitarbeiter emporzuheben, möchte mit ihnen in einem engen Austausch stehen, teamorientierter kommunizieren und agile Arbeitsweisen etablieren. Dadurch haben wir insbesondere in den letzten zwei Jahren eine andere Arbeitskultur geschaffen und aus Einzelspielern ein wirkliches Team gebildet. Die neuen Arbeitsweisen entsprechen zum einen dem Zeitgeist und den Erwartungen an moderne Unternehmen, zum anderen spiegelt sich darin meine Persönlichkeit sehr gut wieder.

Was ist das Besondere an Weissman und was treibt Dich an?

Die Beratung von Familienunternehmen bietet jeden Tag neue Herausforderungen. Denn während das System „Familie“ als emotionale Werte die Unabhängigkeit der Familie, die persönliche Entwicklung sowie Freude am Tun in sich trägt, stehen im System „Unternehmen“ die rationalen Werte Rendite, Risiko, Wachstum im Vordergrund. Die besondere Verbindung von Liebe, Geld und Macht in einem Familienunternehmen birgt natürlich auch einige Ursachen für Rollenkonflikte. In diesem Umfeld zunächst die echten Bedürfnisse herauszuhören, gemeinsam mit dem Unternehmer/der Unternehmerin die Ziele festzulegen und dann die richtigen Strategien zu erarbeiten, ist spannend!

Es gibt nur wenige Beratungsfirmen in Deutschland, die so stark spezialisiert sind und die gezielt strategische Beratung für Familienunternehmen auf Top Level machen. Wie wir immer wieder bestätigt bekommen, unterscheidet uns neben unserer Arbeitskultur und unserem Umgang im Team vor allem die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach darzustellen. Wir leben ein sehr dezentrales und interdisziplinäres Arbeiten und sind in einem hochanspruchsvollen Markt tätig. Diese Kombination aus angenehmer Arbeitsatmosphäre bei hoch anspruchsvollen Projekten und sympathischen Kunden macht es für viele reizvoll. Denn nur, weil die Unternehmen unserer Kunden kleiner sind, sind deren Probleme nicht kleiner – im Gegenteil. Häufig müssen sie mit weniger Ressourcen mehr bewirken, sodass auch wir als Berater entsprechend wirksam sein müssen. Unsere inhaltliche Ausrichtung mit dem Fokus auf Familienunternehmen, gepaart mit einem angenehmen Arbeitsumfeld – diese Kombi macht uns und unsere Kultur besonders.

Wir lassen nicht locker, bis wir das gewünschte Ergebnis bei unseren Kunden erreicht haben und begleiten die Unternehmer langfristig bei der Umsetzung. Ich möchte mit meinem Team Familienunternehmer spürbar vorwärts bringen, das treibt mich jeden Tag an.