Meine persönliche Freiheit ist mir sehr wichtig Interview mit Julian Vögele

Julian, bereits während Deines Studiums im Bereich Industrial Engineering & Management warst Du an verschiedenen Berufsfeldern interessiert und als Werkstudent sowohl in einem mittelständischen Unternehmen, in der Beratung als auch in der Konzernwelt unterwegs. Warum erachtest Du es als so wichtig, diese Erfahrungen bereits im Studium zu sammeln?

Ich wollte möglichst viele Unternehmen kennenlernen und ausloten, in welchen Berufsfeldern und Arbeitsumgebungen ich mich wohler fühle. Meine ersten Kontaktpunkte mit dem Vertriebsbereich hatte ich im Mittelstand, wo ich im Televertrieb tätig war, Kunden informiert und Produkte beworben habe. Das hat anfangs Überwindung gekostet, hat mir aber sehr viel Spaß gemacht. Danach war ich im Bereich Software Engineering bei Siemens, wo ich eher im stillen Kämmerlein gearbeitet habe. Ich stellte mir dann die Frage, ob ich eher zu einem extrovertierten oder introvertierten Umfeld neige und konnte ersteres klar für mich sehen. Während der Beratungserfahrung in einer kleineren Unternehmensberatung mit Fokus auf Prozessmanagement war die Lernkurve enorm und ich kam aus mir raus. Besonders gefiel mir, dass es keine vorgegebenen Linienaufgaben gab und ich die Projekte mitgestalten konnte. Last but not least absolvierte ich auch noch ein Praktikum bei Daimler im Beteiligungs-Controlling und arbeitete erneut als Werkstudent bei Siemens. Diesmal allerdings im strategischen Einkauf. Am Ende meiner Studienlaufbahn konnte ich folglich zurecht behaupten, ein wirklich umfassendes Bild von verschiedenen Berufsfeldern zu haben, die für mich in Frage kommen. Eine lange Entscheidungsfindung hat es aber nicht gebraucht. Nach dem Abschluss wusste ich: ich möchte als Berater tätig sein und Unternehmen dabei unterstützen, erfolgreicher zu werden.

Du warst dann zunächst bei einer japanischen IT-Beratung am Münchner Standort mit Fokus Customer Experience Management, wo du Kunden dabei begleitet hast, ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren und kundenorientierter zu gestalten, und drei Jahre später bei einer großen Beratung, mit Fokus auf Automotive. 2022 bist Du bei Weissman & Cie. als Projektleiter eingestiegen. Was hat Dich dazu bewogen?

Mir war immer wichtig, Kunden bestmöglich bei ihrem Vorwärtskommen zu begleiten. Bei der IT-Beratung war die Strategie bereits vordefiniert, als Berater war ich eher „Umsetzungsgehilfe“ und konnte keine eigenen Gedanken vorab einbringen. Bei Porsche Consulting waren die Projekte strategischer angesetzt und ich habe meine Expertise im Bereich Commercial Excellence, also Themen rund um Vertriebsstrategie, Service und Marketing geschärft. Die Arbeit hat mir viel Freude bereitet, nichtsdestotrotz ist eine große, international ausgerichtete Beratung mit direkter Verbindung zum Volkswagen-Konzern stark hierarchisch geprägt, die Aufgaben genau definiert und Entscheidungswege in Kundenprojekten oftmals langwierig. Viele Konzepte mussten über verschiedene Management-Ebenen langwierig abgestimmt oder so stark angepasst werden, bis sie den politischen Rahmenbedingungen Stand gehalten haben. Ich wollte für meinen weiteren Karriereweg daher Veränderung.

Während der Corona-Pandemie habe ich mit meiner Partnerin nebenbei ein Unternehmen für Naturkosmetik gegründet und großen Spaß daran entwickelt, selbst unternehmerisch tätig zu sein. Schnell habe ich mir die Frage gestellt: Kann ich diese Freude auch mit meinem Arbeitsalltag verbinden? Mir ist meine persönliche Freiheit innerhalb der Einheit „Arbeit & Freizeit“ sehr wichtig, ich mag „out-of-the-box-thinking“, kollaboratives Zusammenarbeiten und iteratives Arbeiten, in dem ich schnell Dinge verproben kann und eine direkte Rückmeldung bekomme. Aus meiner Sicht konnte ich das nicht in der Konzernwelt für mich finden und wollte mich daher gerne verändern. Weissman war mir schon aus Studienzeiten ein Begriff, als ich im Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure aktiv war, und so bin ich auf die Beratung für Familienunternehmen wieder aufmerksam geworden.

Wie hast Du den Wechsel erlebt?

Ich habe eine sehr familiäre und freundschaftliche Atmosphäre angetroffen, von der persönlichen Begrüßungskarte, über gemeinsame Mittagessen auf der Terrasse und einem starken Streben und vielen Ideen, wie man die Firma weiterentwickelt. Weissman erlebe ich in dieser Hinsicht als sehr innovativ und offener für Themen. Das Team und die Geschäftsführung sind nicht so eingefahren, man versucht individuelle Lösungen zu finden, die alle zufrieden machen. In einer typischen Woche bin ich zwei Tage im Office im Nürnberg, um mich mit den Kollegen über unsere Projekte als auch persönlich auszutauschen, ein bis zwei Tage bin ich bei Kunden vor Ort und die restliche Zeit im Homeoffice oder auch in einem Coworking Space in München. Ich habe wesentlich mehr Freiheiten und die Abstimmungsprozesse sind deutlich formloser und schneller – zum Beispiel auch mal bei einer Laufsession, dabei arbeiten wir genauso professionell und ergebnisorientiert. Das entspricht voll und ganz meiner Neigung, selber anzupacken und eigenständig zu entscheiden. Bei der Arbeit für Weissman kann ich meine beiden Welten – Beratung und Unternehmertum – verbinden. Ich schätze die schnellen Entscheidungswege im Mittelstand und arbeite an wirklich nachhaltigen Projekten mit – mit spürbarem Effekt.

Für welche Themen brennst Du? Was fasziniert Dich daran?

Mein „Steckenpferd“ ist die Markt- und Vertriebsstrategie, denn der Vertrieb öffnet viele Türen, verschließt sie aber auch. Das Produkt kann noch so gut sein, wenn es nicht richtig platziert wird, wird es zum Ladenhüter. Der Vertrieb ist die Schnittstelle zur Person. In den letzten Jahren hat sich die Vertriebsarbeit stark verändert von physisch zu remote und wird sich weiter verändern. Der Außendienst hat einen anderen Stellenwert als früher, auch fallen klassische Deals z.B. auf Messen weg. Corona war auch hier ein Brandbeschleuniger. Es werden daher andere Kompetenz für den persönlichen Vertrieb benötigt und es ist mit unterstützenden Mitteln eine Brücke zwischen digital-physisch zu schlagen. Ebenso müssen Strukturen im Vertrieb, derer man sich bisher noch nicht angenommen hat, angepasst werden. Diese Transformation bietet wahnsinnig viel Potential und letztlich mehr Substanz in Bezug auf Kosten, beste Optionen sowie Verbindlichkeiten bei der Lieferfähigkeit. Das macht diesen Bereich für mich so spannend.